Mit welchen Einstellungen kann man nach Installation von elementary OS das System sinnvoll einrichten? Dieser Beitrag gibt Tipps für erste Schritte mit eOS 6, der mit selbst als Gedankenstütze dient und hoffentlich auch für andere Nutzer hilfreich ist. Die folgende To-do-Liste kann und will dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, denn für die Einrichtung eines Betriebssystems spielen Hardware, Ansprüche, Vorkenntnisse etc. natürlich durchaus auch zu verschiedenen Konfigurationen.
Der ein oder andere hier beschriebene Schritt - wie zum Beispiel die Installation fehlender Sprachpakete - dürfte aber pauschal sinnvoll sein und bei den weiteren Tipps könnt ihr euch natürlich die heraussuchen, die jeweils weiterhelfen.
Manche der folgenden Schritte sind dabei nahezu unverändert aus dem Artikel zur Einrichtung von elementary OS 5.1 "Hera" übernommen, da sich mit der Aktualisierung von eOS 5 zu eOS 6 natürlich nicht alles geändert hat. Anderes ist neu oder hat sich verändert, beispielsweise die Einrichtung der Tweaks.
0. Terminal und Dateien ins Dock
Den ersten oder "nullten" Schritt vor allen anderen würde ich identisch wie schon bei elementary OS 5.1 auch bei elementary OS 6 empfehlen, nämlich das Ablegen des Terminals und des Datei-Browsers im Dock unten am Bildschirmrand. Da bei einer ganzen Reihe der folgenden Schritte aufs Terminal zugegriffen wird, ist so ein schneller Zugriff möglich.
Das Ablegen im Dock funktioniert nach dem Start der Anwendung mit einem Rechtsklick auf das Icon im Dock. Dort setzt man dann den Haken bei "Im Dock behalten".
1. Einspielen von Updates nach Installation von elementary OS 6
Hat man elementary OS nicht gerade am Tag der Veröffentlichung der neuen Version installiert dann ist es sehr wahrscheinlich, dass bereits Sicherheitsaktualisierung für das Betriebssystem beziehungsweise für die enthaltenen Anwendungen vorliegen. Insofern ist es sinnvoll, durch ein Update nach der Installation von elementary OS 6 die gesamte Software auf den neuesten verfügbaren Stand zu bringen.
Die Systemaktualisierung lässt sich dabei zum einen grafisch über das AppCenter bewältigen. Über dieses wird man ohnehin von elementary über die Benachrichtigungsfunktion sowie durch ein rotes Zahlen-Symbol am AppCenter-Icon auf verfügbare Aktualisierungen sowie deren Anzahl hingewiesen.
Des Weiteren lässt sich die Aktualisierung auch über das Terminal bewerkstelligen. Meine eierlegende Wollmilch-Updateanweisung ist die folgende, welche zunächst die Paketquellen aktualisiert, dann Updates einspielt, anschließend "aufräumt" und zuallerletzt auch noch die Flatpak-Pakete auf den neuesten Stand bringt.
sudo apt update && sudo apt dist-upgrade && sudo apt autoremove && sudo apt autoclean && flatpak update
2. Zusätzliche Anwendungen installieren
Die hauseigenen Apps von elementary OS 6 sind schick, aber im Hinblick auf die Konfigurierbarkeit sehr beschränkt. Ein eigenes Office-Paket bringt elementary erst gar nicht mit. Da Ubuntu 20.04 als Unterbau dient, mitsamt allen dort verfügbaren Anwendungen, lassen sich viele weitere Programme leicht nachträglich installieren. Im Hinblick auf die Optik und Einbindung ins System muss man dabei Abstriche machen, dafür ist der Funktionsumfang größer.
Zu den von mir favorisierten Anwendungen, die ich daher direkt nach der Installation von elementary OS einspiele, gehören insbesondere Thunderbird, Firefox, der Nextcloud Desktop-Client, LibreOffice und VLC. Diese lassen sich - abgesehen vom Nextcloud Client - direkt über das Terminal installieren mit:
sudo apt install thunderbird firefox vlc libreoffice
Da das elementary AppCenter nicht unterstütze Anwendungen nicht auflistet, kann ein grafisches Tool zur Verwaltung der Debian-Pakete und zur Installation weiterer Anwendungen hilfreich sein. Diese Aufgabe kann man mit Synaptic bewältigen, welches sich selbst im Terminal so hinzufügen lässt:
sudo apt install synaptic
3. Rechnernamen ändern
Leider lässt sich bei der Installation von elementary kein Rechnername selbst bestimmen. Stattdessen wurden bei mir Namen wie "Standard-PC-i440FX-PIIX-1996-9a0586c4" oder "System-Product-Name-9ae73316" gesetzt. Bei der Arbeit mit dem Terminal oder im Netzwerk wirkt das natürlich nicht schön.
Anpassen lässt sich der Name des Rechners in der Datei hostname, welche im Wurzelverzeichnis unter /etc/ liegt. Das Bearbeiten funktioniert mit einem Texteditor, zum Beispiel Vim.
sudo vi /etc/hostname
In der hostname-Datei ersetzt man nun den automatisch generierten Namen durch einen schöneren, selbst gewählten für den PC oder Laptop. Nach einem Neustart des Rechners sollte der neue Name im Terminal und auch im Netzwerk verwendet werden.
4. Fehlende Sprachpakete nachrüsten
Auch, wenn man bei der Installation Deutsch als Standardsprache ausgewählt hat, sind in der Regel noch nicht alle benötigten Sprachpakete installiert. Das gilt besonders dann, wenn man - wie hier unter Schritt 2 beschrieben - zusätzlich Programme installiert hat. Firefox, LibreOffice und Co. sind dann zunächst nur auf Englisch verfügbar.
In den Systemeinstellungen gibt es das Menü "Sprache & Region". Falls fehlende Sprachpakete nachinstalliert werden können, so wird dies in einem gelben Balken oben in diesem Konfigurationsmenü angezeigt. Ein Klick auf "Installation vervollständigen" und die anschließende Eingabe des Root-Passworts sorgen schnell für Abhilfe bei sprachlicher Verwirrung.
Dieser Schritt, also das Installieren fehlender Sprachpakete, ist ggf. auch nach der Installation weiterer Anwendungen erforderlich.
5. PPA-Support einschalten
Will man die Möglichkeit nutzen, zusätzliche Softwarequellen in Form von Personal Pakage Archives (PPA) aus dem Ubuntu-Universum zu verwenden, dann muss man dies zunächst durch die Installation des software-properties-common-Pakets aktivieren. Das gelingt im Terminal so:
sudo apt-get install software-properties-common
Anschließend lassen sich mit der add-apt-repository-Anweisungen zusätzliche Softwarequellen, wie sie zum Beispiel für Nextcloud oder Chromium erforderlich sind, einrichten.
6. elementary OS 6 "tweaken"
Nachdem wir nun in Schritt 5 das Einbinden von PPAs ermöglicht haben können wir diese Option direkt nutzen, um zusätzliche Konfigurationsmöglichkeiten für elementary OS freizuschalten. Bis zur Version 5.1 von elementary OS hieß das Werkzeug dazu elementary Tweaks, ab der aktuellen Version 6 "Odin" heißt es nun Pantheon-Tweaks, wobei Pantheon der Name der Desktop-Oberfläche von elementary OS ist
Mit dem Tweak-Tool lassen sich Aussehen und Verhalten verschiedener Bereiche von elementary umstellen und an die eigenen Wünsche anpassen, denn die Systemeinstellungen von elementary selbst sind im Hinblick auf Konfigurationsmöglichkeiten doch sehr sparsam gestrickt.
Zur Installation der Pantheon-Tweaks muss zunächst ein externes PPA eingebunden werden. Danach erfolgt ein Update der Paketquellen und dann die eigentliche Installation. Das geht so:
sudo add-apt-repository ppa:philip.scott/pantheon-tweaks
sudo apt update
sudo apt install pantheon-tweaks
In den Systemeinstellungen im Bereich "Persönlich" ist danach ein neuer Punkt namens Tweaks vorhanden, über den nun zusätzliche Einstellungen freigeschaltet sind.
Die jeweiligen Einstellungen hängen natürlich vom persönlichen Geschmack ab und wenn man zu viel ändert sollte man gegebenenfalls darüber nachdenken, ob man nicht doch lieber zu einer anderen Distribution wechseln sollte. Während ich bei elementary OS 5.1 mit dem Tweak-Tool noch ein paar Dinge umgestellt habe genügt mir aktuell eine Änderung.
Unter Erscheinungsbild -> Fenstersteuerung setze ich die Gestaltung auf "Add Minimize Right", da ich die Option zum Minimieren auch gerne in der Fensterleiste verfügbar habe und nicht nur über die Tastenkombination "Super + H" nutzen möchte.
7. Multimediacodecs nachrüsten
Bei der Installation von elementary OS 6 werden ebenso wie beim Ubuntu-Unterbau wohl aus rechtlichen Gründen nur frei verfügbare Codecs installiert. Zusätzliche Multimediacodecs lassen sich aber ohne großen Aufwand aus den offiziellen Paketquellen von Ubuntu nachrüsten, um Filme und Musik konsumieren zu können, die nicht in einem freien Codec-Format ausgeliefert wurden. Hierzu gehören zum Beispiel MP3-, AVI- oder MPEG-Dateien.
Die am häufigsten genutzten Multimediacodecs lassen sich dabei im Terminal mit einem Metapaket einspielen, welches den Namen ubuntu-restricted-extras trägt.
sudo apt install ubuntu-restricted-extras
Eine Auflistung der dabei installierten Codecs findet sich zum Beispiel hier bei ubuntuusers.de.
8. elementary OS 6 beschleunigen
Üblicherweise ist bei GRUB zum Booten von elementary OS in einer Dualboot-Umgebung eine Standard-Wartezeit von 10 Sekunden zur Auswahl des Betriebssystems eingestellt. Das ist in der Regel dann nützlich, wenn man elementary OS parallel zu Windows betreibt. Verwendet man nur - oder sehr überwiegend - elementary OS, lässt sich die Wartezeit von Grub beim Booten reduzieren - dafür muss man dann schneller sein, wenn man einen anderen Booteintrag auswählen möchte. Mit einem Texteditor öffnet man die GRUB-Konfiguration:
sudo vi /etc/default/grub
Damit öffnet man die Konfigurations-Datei für GRUB - in dieser muss man die Zeile GRUB_TIMEOUT=0 suchen und die 0 durch den gewünschten Wert (in Sekunden) ersetzen, zum Beispiel sorgt GRUB_TIMEOUT=2 für eine Auswahlzeit von zwei Sekunden. Anschließend muss man die Datei speichern und die neue Konfiguration aktivieren mit:
sudo update-grub
Eine weitere Möglichkeit, die Systemgeschwindigkeit von elementary OS 6 insgesamt zu beschleunigen, ist der Einsatz des preload-Daemons. Dieser hilft dabei, das Betriebssystem schneller zu machen, indem voraussichtlich verwendete Anwendungen vorab geladen werden. Dazu analysiert preload die Nutzungsgewohnheiten des Anwenders und lädt dann - nomen est omen - oft genutzte Anwendungen vorab in den Arbeitsspeicher, die dadurch flotter starten.
Den preload-Daemon kann man im Terminal installieren, eine weitere Konfiguration ist im Standardfall nicht erforderlich.
sudo apt install preload
9. Energieeinstellungen anpassen
Insbesondere beim Einsatz von elementary OS auf einem Laptop lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Energieeinstellungen zu werfen, um eine möglichst lange Laufzeit zu erhalten. Grundsätzlich ist eine an den eigenen Bedarf angepasste Konfiguration aber auch für den stationären PC eine sinnvolle Sache. In den Systemeinstellungen von elementary OS 6 findet sich das Menü Energie, mit dem sich die Zeit für das Ausschalten des Bildschirms sowie das Versetzen in Bereitschaft so einstellen lässt, das es zu euren Nutzungsgewohnheiten passt.
Darüber hinaus habe ich auf meinem Laptop - wenn auch nur subjektiv, nicht gemessen - gute Erfahrungen mit TLP gemacht. Dieses ursprünglich für Think Pads entwickelte Programm spart nach eigenen Angaben Strom auf Laptops, ohne dass man als Anwender dafür viel Detailwissen mitbringen muss. TLP ist in den Paketquellen von elementary OS bereits enthalten und lässt sich daher ohne weitere installieren.
sudo apt install tlp tlp-rdw
Für Nutzer eines Tuxedo-Laptops, zu denen ich mich auch seit gut zwei Jahren zähle, empfiehlt sich noch die Installation des Tuxedo Control Centers, wodurch eine relativ passgenaue Konfiguration zwischen Leistung und Sparsamkeit möglich wird.
10. Nach Anschluss der Installation von elementary OS 6 für die (Weiter-)Entwicklung von elementary OS spenden
Auch, wenn sich elementary OS kostenlos herunterladen lässt, kostet die (Weiter-)Entwicklung jedes Betriebssystems natürlich Geld. Falls euch eOS 6 gefällt solltet ihr darüber nachdenken, den Entwicklern ein paar Euros beziehungsweise Dollars über ihre Webseite zukommen zu lassen, um so die Arbeit des Teams zu honorieren und weiteren Versionen von elementary OS zu unterstützen.