Welche Desktop-Oberfläche ist die beste für Linux Mint: Cinnamon, Mate oder Xfce?
"Wer die Wahl hat, hat die Qual" heißt es, und bei Linux Mint hat man im Hinblick auf die Desktop-Oberfläche gleich drei Möglichkeiten zur Auswahl. Dabei ist das bereits eine reduzierte "Qual", da die KDE-Variante von Linux Mint inzwischen weggefallen ist. Andererseits ließe sich KDE, so wie noch einige weitere Desktop-Umgebungen, aus den vorhandenen Paketquellen nachträglich installieren - aber das würde an dieser Stelle zu weit führen...
Stattdessen soll es hier um die Vorstellung der wesentlichen Eigenschaften der drei Linux Mint-"Geschmacksrichtungen" - nämlich Cinnamon, Mate und Xfce - gehen mit dem Ziel, eine Auswahl-Hilfe für den Einstieg zu bieten.
Aus Gründen der Transparenz noch ein Hinweis vorweg: Nachdem ich immer mal wieder verschiedene Desktops ausprobiert habe bin ich mittlerweile sowohl auf dem PC als auch auf dem Notebook schon seit längerem bei Cinnamon hängen geblieben, die Vorstellung der drei Oberflächen erfolgt also nicht unvoreingenommen.
1) Cinnamon
Die Desktop-Umgebung Cinnamon (zu Deutsch: "Zimt") wird von den Machern von Linux Mint selbst entwickelt, die Verzahnung der Distribution mit der Desktop-Oberfläche ist also maximal eng. Das macht sich bei der Verwendung von Cinnamon auch bemerkbar, die Oberfläche wirkt optisch poliert und die Bedienung schlichtweg "rund". Zum Beispiel bei den Systemeinstellungen macht sich das deutlich bemerkbar. Insofern lässt sich Cinnamon durchaus als Standard-Oberfläche für Linux Mint bezeichnen.
Cinnamon wird aktiv weiterentwickelt und wirkt vom Erscheinungsbild modern und elegant, nicht zuletzt mit dem noch relativ neuen MINT-Y-Thema. Für diejenigen, die aus der Windows-Welt kommen und bei Linux "hereinschnuppern" möchten bietet sich diese Desktop-Umgebung an, schließlich findet man viele vertraute Elemente wie zum Beispiel die Leiste am unteren Bildschirmrand, das "Start"-Menü links unten und vieles mehr.
Kurz gesagt liegt die Stärke von Cinnamon darin, ein modernes Erscheinungsbild mit einem eher traditionellen Bedienkonzept zu kombinieren.
Selbstverständlich ist auch bei Cinnamon nicht alles perfekt, es gibt auch Schwächen. Für Nutzer, die ein Notebook mit Touchscreen haben und diesen auch nutzen möchten ist Cinnamon weniger geeignet, hier bietet sich zum Beispiel Gnome 3 besser an. Darüber hinaus muss ausreichend Rechenpower vorhanden sein - die Entwickler empfehlen 1 GB oder besser noch 2 GB Arbeitsspeicher, 15 GB oder besser noch 20 GB Festplattenplatz sowie eine minimale Auflösung von 1024 × 768 Pixel. Das sollte zwar für aktuelle Geräte kein grundsätzliches Problem sein, ist allerdings bei älterer Hardware bedenkenswert.
+ nahtlose Integration mit Linux Mint als "Standard-Oberfläche"
+ modernes, elegantes Aussehen
+ für Einsteiger aus der Windows-Welt mit vertrauter Struktur
- für Touch-Bedienung nicht geeignet
- im Vergleich mit Mate und Xfce Ressourcen-hungrig
2) Mate
Mate richtet sich insbesondere an Fans des klassischen Gnome 2-Desktops, welche die Funktionen dieser Desktop-Umgebung weiterhin nutzen möchten. Im Rahmen des Wechsels von Gnome 2 zu Gnome 3 wurde die Entwicklung von Gnome 2 eingestellt - und hier setzt die Mate-Desktop-Umgebung an, welche das "Erbe" von Gnome 2 übernommen hat und weiter mit Sicherheitsaktualisierungen pflegt. Der Slogan "For a retrospective future" der Entwickler von Mate unterstreicht dieses Konzept recht anschaulich.
Selbstverständlich ist Mate durch das lange (aus-)gereifte Bedienkonzept dadurch gut nutzbar und bietet eine Vielzahl an durchdachten Konfigurationsmöglichkeiten und Erweiterungen. Ähnlich wie bei Cinnamon ist auch bei Mate die grundlegende Funktionsweise für Linux-Interessenten aus der Windows-Welt relativ vertraut.
Allerdings wirkt Mate für meinen Geschmack optisch etwas angestaubt und in die Jahre gekommen. Dass man sich bei der Gnome-Foundation dazu entschieden hat, Gnome 2 nicht mehr weiterzuentwickeln, ist schließlich auch nicht grundlos gewesen.
+ lange ausgereifte Desktop-Oberfläche mit vielen Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten
+ solide
+ für Einsteiger aus der Windows-Welt mit vertrauter Struktur
- optisch und technisch eher "altbacken"
- für Touch-Bedienung nicht geeignet
3) Xfce
Die Xfce-Desktop-Umgebung ist die "älteste" der drei hier vorgestellten Oberflächen und wird bereits seit 1996 entwickelt. Der Name steht dabei für "XForms Common Environment" (zu Deutsch also Allgemeine XForms-Umgebung), was inzwischen allerdings etwas irreführend ist da Xfce nicht mehr mit dem XForms GUI-Toolkit entwickelt wird.
Xfce punktet vor allem durch Kompaktheit, Sparsamkeit und Schlichtheit - es sind keine gewaltigen Gigahertz-Maschinen mit hochgerüstetem Arbeitsspeicher notwendig um die Desktop-Umgebung effektiv und flüssig zu nutzen. Das macht Xfce insbesondere dann zur ersten Wahl, wenn man Linux Mint auf einem älteren Notebook oder PC installieren möchte, möglicherweise auch für ein erstes Ausprobieren.
Ansonsten haftet Xfce, dessen Logo eine kleine Maus ist, doch eher das Image der "grauen Maus" an. Dass die Desktop-Umgebung im Vergleich der drei Mint-Oberflächen der "Senior" ist merkt man durchaus, innovative Entwicklungen sind doch sparsam dosiert.
+ durch lange Entwicklung bewährt
+ auch für ältere, weniger leistungsstarke Hardware geeignet
- für Touch-Bedienung nicht geeignet
- wenig innovative "graue Maus
4) Fazit
Wie bereits zu Beginn angedeutet lautet meine persönliche Empfehlung bezüglich der Desktop-Umgebung für Linux Mint: Cinnamon (Überraschung!).
Grundsätzlich kann man mit der Auswahl dieser Oberfläche wenig verkehrt machen und gerade für den "durchschnittlichen" Einstiger ist sie gut geeignet.
Mate richtet sich eher an langjährige Linux-Nutzer, die bewährte und vertraute Elemente des Gnome 2-Desktops nicht missen möchten und Xfce ist für diejenigen erste Wahl, die älterer Hardware nochmal neues Leben einhauchen möchten. Beiden Oberflächen merkt man aber durchaus an, dass sie aus dem letzten Jahrtausend stammen, im Hinblick auf Innovation und "Eye-Candy" ist Cinnamon den beiden anderen hier voraus.