Linux Mint 20 oder LMDE 4 - wo genau liegen eigentlich die Unterschiede zwischen dem bekannten Minz-Linux und der Debian-Edition aus gleichem Hause? Nachdem ich im Forum von linuxmintusers.de auf diese Frage gestoßen bin und zunächst nur eine vage Vorstellung davon hatte, habe ich mich etwas genauer mit der Thematik beschäftigt. Die "normale" Version von Linux Mint ist mir gut vertraut, ich habe ich seit mehreren Jahren im Einsatz. Dass es eine Debian Edition gibt, war mir zwar auch bekannt, selbst genutzt hatte ich diese allerdings bislang noch nicht.

Das habe ich jetzt nachgeholt und mir LMDE 4 installiert. Nach einigen Wochen der Nutzung versuche ich nun hier ein Fazit zu ziehen ob Linux Mint 20 oder LMDE 4 "besser" ist und stelle vor, wo die Unterschiede zwischen den beiden Betriebssystemen liegen.

Wozu überhaupt eine Debian Edition?

Linux Mint verwendet Ubuntu als Unterbau. Damit basiert Linux Mint auf einer der populärsten Linux-Distributionen - falls Ubuntu nicht sogar als die populärste zu bezeichnen ist. Trotzdem haben die Macher von Linux Mint um Clement Lefebvre offenbar leichte Zweifel, ob Canonical die Entwicklung von Ubuntu nicht doch irgendwann einstellt. Daher wird LMDE entwickelt um den Nutzern weiterhin Linux Mint mit der gleichen "user experience" anbieten zu können, falls es Ubuntu irgendwann einmal nicht mehr geben sollte. Darüber hinaus soll LMDE sicherstellen, dass die vom Mint-Team entwickelte Software - allen voran also die Desktop-Oberfläche Cinnamon - auch zu anderen Distributionen außerhalb von Ubuntu kompatibel ist.

Ziel ist es dabei also, dass sich die Nutzung des Desktops für die Anwender fast gleich anführt, egal ob man nun vor Linux Mint 20 und oder MDE 4 sitzt. Zentraler Unterschied ist allerdings, dass die Software-Basis von LMDE eben nicht Ubuntu, sondern Debian und damit eine der ältesten, stabilsten und Community-basierten Linux-Distributionen ist.

LinuxMint20 oder LMDE4 LM20 Paketquellen

Desktop-Oberflächen von Linux Mint 20 und LMDE 4

Linux Mint 20 wird in drei "Geschmacksrichtungen" ausgeliefert: Cinnamon, MATE oder Xfce sind als vorinstallierte Oberfläche auswählbar. Bei LMDE 4 fällt die Auswahl nicht so schwer - es wird nur mit Cinnamon angeboten. Grundsätzlich wäre es zwar möglich eine andere Desktopumgebung nachträglich auch zu installieren, man muss in diesem Fall allerdings damit rechnen, dass sich die verschiedenen Oberflächen "ins Gehege" kommen und beispielsweise in den Einstellungen Anwendungen doppelt oder ähnlich erscheinen und es Vermischungen mit dem ursprünglich installierten Cinnamon gibt. Insofern hätte man also nicht den optischen Feinschliff und die Stimmigkeit der Anwendungen von Linux Mint 20 mit MATE oder XFCE.

LinuxMint20 oder LMDE4 LM20 EinstellungenLinuxMint20 oder LMDE4 LMDE4 Einstellungen

Software-Versionen: Kernel, Browser und Co.

Nach der Installation merkt man im Hinblick auf das Mail-Programm Thunderbird kaum Unterschiede, egal ob man gerade von Linux Mint 20 oder LMDE 4 sitzt, denn der Donnervogel wird bei beiden in der 68er-Version ausgeliefert, den Versionssprung zu 78 haben beide Betriebssysteme noch nicht vorgenommen.

Ähnlich sieht es im Hinblick auf das Büroprogramm-Paket LibreOffice aus, auch hier gibt es keine gravierenden Unterschiede. Linux Mint 20 bringt LibreOffice in Version 6.4.2. mit, LMDE liefert die geringfügig ältere Version 6.1.5 aus.

Einen klaren Unterschied gibt es jedoch im Hinblick auf Firefox als Standardbrowser. Während Linux Mint hier die Version 77 an Bord hat, kommt bei LMDE 4 die ESR-Version 68 zum Einsatz. Firefox ESR (das steht für: Extended Support Release) verfügt im Gegensatz zur Standardversion des Feuerfuchses über einen längeren Supportzeitraum. Die ESR-Variante erhält durchschnittlich alle 42 Wochen eine größere Aktualisierung und nicht alle 4 Wochen.

Linux Mint 20 oder LMDE 4 - Thunderbird und FirefoxLinux Mint 20 oder LMDE 4 - Thunderbird und Firefox

Ein klarer Unterschied, ob man nun Linux Mint 20 oder LMDE 4 nutzt, ist "unter der Haube" im Hinblick auf den Kernel festzustellen. Während Linux Mint 20 hier immerhin schon die Version 5.4 einsetzt, ist es bei LMDE 4 noch der Kernel 4.19. Für viele Anwendungsszenarien dürfte das zunächst relativ unerheblich sein. Möchte man allerdings brandaktuelle Hardware einsetzen, dann kommt hier eher Linux Mint 20 in Betracht da neuere Kerbel-Versionen in der Regel auch Unterstützung für neuere Hardware mitbringen.

Nachfolgend gibt es hier die verschiedenen Versionen zentraler Software im Überblick:

  Linux Mint 20 (Ulyana) LMDE 4 (Debbie)
 Firefox  77.0.1  68.6.0 (ESR-Version)
 LibreOffice  6.4.2  6.1.5
 Linux-Kernel  5.4  4.19.98
 Thunderbird  68.7.0  68.5.0
 Xorg-Server  1.20.8  1.20.4

Quelle: https://distrowatch.com/

Paketquellen

Wie eingangs bereits geschrieben beruht Linux Mint 20 auf Ubuntu, während LMDE 4 auf Debian basiert. Grundsätzlich ist wohl davon auszugehen, dass für Linux Mint 20 daher etwas mehr Programme verfügbar sind. Gerade, wenn es um proprietäre Programme geht, die nicht in den Paketquellen der Distribution gelistet ist, findet man wenn dann am ehesten Varianten für Ubuntu vor. Trotzdem kann ich nach einigen Wochen des Ausprobierens von LMDE 4 sagen, dass ich bislang für alle von mir genutzten Programme - wie zum Beispiel BlueJ oder auch Spotify - eine Bezugsquelle auch aus dem Debain-Bereich gefunden habe.

Fazit - Linux Mint 20 oder LMDE 4

Nur falls ihr MATE oder XFCE als Desktopumgebungen bevorzugt ist die Entscheidung relativ klar: dann Linux Mint 20.  Ansonsten gibt es hier keine ganz klare Empfehlung pro Linux Mint 20 oder LMDE 4, da muss ich leider enttäuschen. Beide Varianten haben jeweils leichte Vor- und Nachteile, und so gewaltig sind die Unterschiede zumindest beim Einsatz von Cinnamon nach meinem Dafürhalten nicht.

Linux Mint 20 ist insgesamt eher geeignet für

  • Linux Mint-Anfänger, da es deutlich verbreiteter ist und sich daher viel mehr Tutorials und Hilfestellungen im weltweiten Netz finden lassen
  •  aktuellere Hardware aufgrund des neueren Kernels
  • Menschen, die neugierig auf aktuelle Softwareversionen sind

LMDE 4 eignet sich eher für

  • etwas fortgeschrittenere Nutzer
  • Menschen denen Stabilität wichtiger ist als neue Programmversionen

Persönlich habe ich mich für den Mittelweg entschieden und werde meinen Laptop mit Linux Mint 20 zu betreiben und den Desktop PC mit LMDE 4 .

Kommentare (2)

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Das wichtigste ist nicht erwähnt: Rolling Release bei LMDE. Alles andere ist pipifax.

js
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Stimmt das wirklich und wo auf der Linux Mint-Seite finde ich das?
Wenn ich das richtig verstehe basiert LMDE 4 auf Debian 10 stable. Für die neue Debian-Version 11 erscheint dann auch wieder eine neue, fünfte LMDE-Version.

linutzer
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