elementary OS Linux auf dem Surface Go

Wie schlägt sich elementary OS-Linux auf dem Surface Go? Dieser Beitrag beschreibt die Installation und grundlegende Funktionen von eOS6 auf dem Tablet von Microsoft.

Vor kurzem habe ich mir ein Surface Go-Tablet von Microsoft zugelegt und mache mich nun daran, die für mich am besten funktionierende Linux-Distribution für das Gerät zu finden, insbesondere im Hinblick auf gute Bedienbarkeit über den Touchscreen. Startpunkt der Distributions-Experimente war für mich die aktuelle Version von elementary OS, da ich diese derzeit auch auf meinem Laptop und PC im Einsatz habe.

USB-Boot-Problem und Installation

Die Installation von elementary OS 6 „Odin“ auf dem Surface Go war einerseits ziemlich kompliziert und andererseits dann doch wieder nicht. Großer – und einziger – Knackpunkt war es, das eOS-Installationsmedium vom USB-Stick zu booten. Das Anpassen der Boot-Reihenfolge im BIOS brachte nicht den gewünschten Erfolg, auch bei ausgeschaltetem Secure Boot startete nur Windows und ignorierte den eigentlich an erster Stelle der Boot-Reihenfolge platzierten USB-Stick mit eOS 6. Abhilfe schaffte der erweiterte Start von einem USB-Gerät über die Wiederherstellungs-Einstellungen von Windows 10. Hier habe ich das Vorgehen zum Starten des Surface Go von einem USB-Stick ausführlicher beschrieben. Nachdem die Installationsumgebung von elementary OS dann gestartet war, lief die weitere Installation von eOS 6 wie auf anderen Geräten auch problemlos durch.

eOS SurfaceGo Bootreihenfolge

Einrichten von WLAN und Kernel unter elementary OS-Linux auf dem Surface Go

Der erste Schritt nach der Installation war diesmal nicht das Anpassen von elementary OS, sondern das WLAN funktionsfähig zu bekommen, denn dies funktioniere im Zusammenspiel von elementary OS-Linux und Surface Go leider nicht „out of the box“. Funktionsfähig bekommt man das WLAN durch Herunterladen der folgenden Treiberdatei:

https://raw.githubusercontent.com/linux-surface/ath10k-firmware-override/main/bus=pci,vendor=168c,device=003e,subsystem-vendor=168c,subsystem-device=3370.bin

Diese habe ich auf einem USB-Stick mit einem anderen PC heruntergeladen und dann auf das Surface Go übertragen. Dort muss die Datei dann im Verzeichnis /usr/lib/firmware/ath10k/QCA6174/hw3.0/ unter dem Dateinamen board.bin abgespeichert werden. Die hier bereits vorhandene Datei unter diesem Namen habe ich vorher umbenannt - sicher ist sicher. Einen Neustart später wurde der Netzwerktreiber korrekt geladen und die Verbindung zum lokalen WLAN hergestellt werden.

Nachdem das WLAN dann funktionsfähig war und die Verbindung ins weltweite Netz stand, habe ich mir entsprechend der Anleitung auf der linux-surface GitHub-Seite den angepassten Surface-Kernel und den Treiber für die Netzwerkkarte installiert. In aller Kürze zusammengefasst waren dazu die folgenden Anweisungen im Terminal notwendig:

wget -qO - https://raw.githubusercontent.com/linux-surface/linux-surface/master/pkg/keys/surface.asc
gpg --dearmor
sudo dd of=/etc/apt/trusted.gpg.d/linux-surface.gpg
echo "deb [arch=amd64] https://pkg.surfacelinux.com/debian release main"
sudo tee /etc/apt/sources.list.d/linux-surface.list
sudo apt update
sudo apt install linux-image-surface linux-headers-surface iptsd libwacom-surface
sudo systemctl enable iptsd
sudo apt install linux-surface-secureboot-mok
sudo update-grub

Das Passwort fürs ausrollen des Schlüssels vom Secure Boot-Kernel lautet "surface". Nach diesen Schritten war das Surface Go mit elementary OS 6 grundsätzlich einsatzfähig und konnte in den Alltagseinsatz geschickt werden.

Positive und Negative Aspekte im Alltagseinsatz

Sehr gut gefallen beim Einsatz von elementary OS-Linux auf dem Surface Go von Microsoft hat mir, dass bis auf das WLAN alle wesentlichen Funktionen „out of the box“ verfügbar waren. Folgende Aspekte im Zusammenspiel von eOS 6 "Odin" und Microsoft Surface Go sind positiv:

  • Die automatische Rotation des Bildschirms dreht bei entsprechender Haltung des Displays den Bildschirm ins Hoch- oder Querformat.
  • Das bei elementary OS übliche Öffnen von Ordnern im Dateibrowser mit einem Klick kommt der Touchbedienung entgegen.
  • Sämtliche Funktionstasten zur Regelung der Helligkeit und der Lautstärke waren ohne weitere Konfiguration einsatzbereit.
  • Der Bereitschaftsmodus tut, was er soll, und das Gerät lässt sich anschließend problemlos wieder aufwecken.
  • Automatisch wurde eine sinnvolle Größenskalierung gewählt, sodass die Schrift gut zu lesen ist und Icons und Menüs mit dem Finger problemlos anzutippen sind.
  • Mit den unter eOS 6 neu eingeführten Gesten ließ sich mit Drei-Finger-Wischen schnell und elegant durch verschiedene Anwendungen und Arbeitsfläche navigieren.

Allerdings lief nicht alles rund. Als negative Punkte von elementary OS auf dem Surface-Tablet zu nennen sind:

  • Der Boot-Prozess vom USB-Stick war etwas komplizierter anzustoßen, was allerdings ein pauschales Problem des Surface Go zu sein scheint.
  • Das WLAN funktionierte zunächst nicht, was eine manuelle Installation des Treibers über einen weiteren PC oder Laptop erforderte.
  • Onboard, die Bildschirmtastatur von elementary OS, fühlt sich in der Bedienung nicht "rund" an. Stellt man sie so ein, dass sie beim Klick in ein Textfeld erscheint, dann tut sie das immer, also auch bei angedockter Hardware-Tastatur. Nutzt man diese Option nicht, dann ist es immer etwas hakelig Onboard aufzurufen. Auch die Platzierung als "normales" Fenster finde ich gewöhnungsbedürftig, eine Tablet-typische Tastaturanzeige im unteren Bildschirmdrittel fände ich passender.
  • Das Navigieren im Dateibrowser war mitunter nicht ganz zuverlässig, insbesondere beim Auslösen eines Doppelklicks. Hier bin ich mir noch nicht sicher, ob ich unglücklich auf den Touchscreen tippe und gegebenenfalls die Reaktionszeiten anpassen muss oder ob das ein grundsätzliches Problem ist.

elementary OS-Linux auf dem Surface Go mit Bildschirmtastatur

Mein Fazit zu elementary OS-Linux auf dem Surface Go

Insgesamt machte elementary OS-Linux auf dem Surface Go auf mich einen guten Eindruck und kommt auf jeden Fall in die engere Wahl für einen dauerhaften Betrieb. Nach Installation der WLAN-Treiber und des angepassten Surface-Kernels scheint es keine Probleme mit der Hardware zu geben.

Ein - allerdings leider auch nicht unwesentliches - Manko war die hakelige Bedienung der Bildschirmtastatur. Eine Verwendung allein im Tablet-Modus war so relativ umständlich. Hier habe ich die Hoffnung, dass das noch etwas besser geht und werde noch weitere Distributionen erproben.

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